Corona und der Ausstieg: Schwierigkeiten auch für die Aussteigerinnen
Der Ausstieg ist jetzt noch schwerer geworden. Pandemiebedingt gibt es keine Jobs, keine Alternativen. Manche Frauen haben das Prostitutionsverbot genutzt, einen Schlussstrich zu ziehen. Sie haben sich an Beratungsstellen wie die Caritas, ZORA gGmbH und Lagaya e.V. gewandt und nach einer Notunterkunft, nach Hilfe bei der Wohnungs- und Arbeitssuche oder finanzielle Unterstützung gefragt. Gleichzeitig ist aber auch oft psychologische Hilfe dringend nötig. Nach Jahren in der Prostitution, mitunter über 20 Jahre, mit Gewalterfahrung und Erniedrigung, sind die Frauen seelisch und körperlich am Ende und gar nicht fähig, eine Arbeit aufzunehmen.
Ein Vertrauensverhältnis zwischen Sozialarbeiterinnen und Aussteigerinnen muss erst aufgebaut werden. Zur misslichen Lage tragen mangelnde Deutschkenntnisse, prekäre Wohnsituationen und nicht selten eine Verschuldung bei Freunden, Zuhältern oder Bordellbetreibern bei. Allein das Sozialunternehmen ZORA begleitete im Jahr 2020 über 90 Frauen und ihre Angehörigen. Die Kolleginnen haben derzeit alle Hände voll zu tun.
Zur Heranführung an den Arbeitsmarkt gehört die Hilfe bei der Job-Recherche und die Begleitung zu Vorstellungsgesprächen, die Unterstützung bei der Beschaffung von Steuer-ID, Krankenversicherung und Girokonto, das gemeinsame Ausfüllen von Personalbögen und ggf. der weitere Kontakt zu Arbeitgebern. Der stärkste Tätigkeitswunsch der Frauen ist es, als Reinigungskraft zu arbeiten. Dies spiegelt wohl auch die geringen Perspektiven wider, die sich die Frauen vorstellen können.
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